„Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen“ (Friedrich Nietzsche)

Wer wie Friedrich Nietzsche auf sein Leben mit allen Chancen aber auch Widrigkeiten schauen kann, hat bereits einen wertvollen Trumpf in der Hand.

Andere haben das Gefühl, die Probleme türmen sich auf und sind manchmal so schwer, dass sie uns fast erdrücken? Keine Sorge, auch dann sind wir keine Loser.

Denn die gute Nachricht lautet: Jeder Mensch ist in der Lage, eine gewisse Widerstandskraft zu erlernen, die – sofern er mit Ernsthaftigkeit dran bleibt – immer stärker wird.

Damit sind wir bei der Resilienz. Der Begriff stammt aus der Physik und war für die Werkzeugkunde von Bedeutung. Es bezeichnet eine Materialeigenschaft und beschreibt, dass ein resilienter Stoff nach einer äußeren Einwirkung wieder aus eigener Kraft in die Ausgangsform zurückkehrt. Dazu muss er natürlich eine gewisse Elastizität aufweisen. Blech oder Glas würden brechen.

Löwenzahn durchbricht den Asphalt.

Genau darum geht es in der menschlichen Resilienz: Sie meint die Widerstandskraft unserer Psyche. Wir erleben Krisen, z.B. durch äußere Umstände wie etwa Arbeitslosigkeit, Trennung, Trauer, Abwertungen, finanzielle Belastungen, Krankheit u.v.m.

Resiliente Menschen zerbrechen daran nicht, sie finden einen Weg und gehen letztlich sogar gestärkt aus der Krise hervor. Das erlebe ich selbst z.B. immer wieder bei Klient*Innen nach einer Erkrankung.

Das Fundament zur Resilienz wird bereits in der Kindheit gelegt. Aber nochmals die gute Nachricht:

Jeder Mensch ist in der Lage, eine gewisse Widerstandskraft zu erlernen, die – sofern er mit Ernsthaftigkeit dran bleibt – immer stärker wird.

Was uns innerlich stark macht – Die 7 Säulen der Resilienz

  1. Akzeptanz
  2. Sinn und Optimismus
  3. Verantwortungsbewusstsein
  4. Lösungskompetenz
  5. Selbstwirksamkeit
  6. Soziale Kompetenz und Netzwerkpflege
  7. Zielgerichtete Zukunftsplanung

Akzeptanz

Anzunehmen, was mir widerfahren ist, ist die Basis jeder Problemlösung. Es macht keinen Sinn, gegen etwas anzukämpfen, was bereits als Tatsache in mein Leben getreten ist. Kämpfen bedeutet immer eine enorme Kraftanstrengung. Beim Kampf geht es immer um Gewinnen gegen Verlieren. Gegen etwas Aussichtsloses anzukämpfen, weil es (das Problem) bereits existiert bedeutet, seine Kraft ins Leere laufen zu lassen. Es ist was ist. Das sagt keinesfalls, dass Veränderungen unmöglich sind. Im Gegenteil: Ich nehme damit den Ist-Zustand zur Kenntnis und kann dann in einem nächsten Schritt neue Wege, Einstellungen, Handlungen vollziehen, die mich in der eigenen Entwicklung voran bringen.

Sinn und Optimismus

Manchmal sehen wir scheinbar Hindernisse auf unserem Weg.
Dabei sind es in Wahrheit Wegweiser.

Resiliente Menschen haben erfahren, dass letztlich alles Sinn und Bedeutung hat, auch dann, wenn ich es im Moment des Geschehens nicht erkennen kann. Mit jeder gemeisterten Krise wächst das Vertrauen, auch das momentane Problem in eine Herausforderung zu wandeln und letztlich daran zu wachsen. Diese Fähigkeit fällt nicht vom Himmel. Aber auch hier gibt es eine gute Nachricht: Wir alle tragen diese Fähigkeit in uns. Wie sonst hätten wir unser Leben bis zu dem heutigen Zeitpunkt geschafft.

Als kleine Erdenbürger müssen wir zahlreiche Niederlagen überwinden, um überhaupt laufen, sprechen, schreiben, rechnen, logisch denken, Enttäuschungen verarbeiten zu können. Je mehr wir also gefordert wurden und je häufiger wir für uns Lösungswege gefunden haben, umso stabiler sind wir daraus hervorgegangen – oder anders gesagt, umso mehr sehen wir halbvolle statt halb leere Gläser. Daraus entwickelt sich eine zunehmende optimistische Grundhaltung.

Verantwortungsbewusstsein

Damit ist in erster Linie die Eigenverantwortung gemeint. Wenn ich verstanden habe, dass kein anderer Mensch, auch keine bestimmte Situation für mein Schicksal verantwortlich ist, sondern meine eigene innere Bewertung, bin ich mir meiner Kompetenz bewusst. Das macht frei, denn ich bin nicht mehr länger abhängig davon, was mir widerfährt, wie sich andere Menschen verhalten oder in welche Situationen ich gerate. Vielmehr habe ich damit den Schlüssel selbst in der Hand aus Leid, Angst und Abhängigkeit auszusteigen.

Für viele Menschen klingt dies provokant oder sogar zynisch oder kommt einem Schuldgeständnis gleich. Hier geht es aber ganz und gar nicht um Schuld. Hier geht es darum, die eigenen Möglichkeiten wieder zu entdecken. Wer seine Situation zunächst anerkennt (Akzeptanz) im Vertrauen, dass ich selbst daraus etwas lernen kann, dass ich mich darüber weiter entwickeln kann (Sinn und Optimismus), der hat die größten Chancen auf eine Wandlung.

„Jede Münze hat zwei Seiten: eine, die dir gefällt du eine, von der du lernen kannst.“ (Stefanie Menzel)

Lösungskompetenz

Alles, was in der Vergangenheit liegt, ist nicht mehr zu ändern. Es ist bereits geschehen. Deine Erfahrungen inklusive deiner damit verbundenen Empfindungen kannst du nicht mehr rückgängig machen (Akzeptanz). Trotzdem hängen wir oftmals daran fest. Vieles daraus hat sich in unserem System als Muster manifestiert und bei ähnlichen Erlebnissen reagieren wir auf ähnliche Weise. Bei positiven Ergebnissen macht das tatsächlich Sinn. Aber die meisten Menschen verfahren – in der Regel unbewusst – auch bei Negativerfahrungen so. Sie schauen zurück und bedauern sich selbst, hadern mit dem Schicksal oder ziehen daraus fatale Schlüsse. Das ist kein Vorwurf, es ist einfach unsere Art, mit Konflikten umzugehen, denn wir haben von klein auf gelernt, dass andere besser wissen, was für mich gut ist.

Ein Beispiel: Nach schmerzhaften Erfahrungen in einer Partnerschaft geraten viele Menschen wie nach einem Muster beim nächsten Mal in eine ähnliche Situation oder sie beschließen, sich nie wieder so verletzen zu lassen und vermeiden weitere Partnerschaften. Wäre es nicht viel schöner, aus den Erfahrungen zu lernen und in eine erneute liebevolle Partnerschaft einzusteigen?

Es gibt immer einen Weg.

Dazu ist es wichtig, den Fokus nicht auf die Vergangenheit, sondern auf die Zukunft zu legen. Nachdem ich meine eigenen Anteile erkannt habe (Sinn und Optimismus) und für die Zukunft andere Möglichkeiten erkenne, wird sich meine Situation verändern. Ich kann z.B. erkennen, dass ich mich vielleicht selbst nicht für liebenswürdig halte. Wie kann ich dann erwarten, dass mein Partner / meine Partnerin liebevoll und respektvoll mit mir umgeht?

Schwierigkeiten kommen nicht in mein Leben um mich zu ärgern, sondern um mir Wachstumspotenziale zu eröffnen.

Nur ich selbst kann diese Potenziale aktiv nutzen, Entscheidungen treffen und die nächsten Schritte wagen (Eigenverantwortung).

Selbstwirksamkeit

Habe ich in dieser Weise Lösungskompetenz erfahren, spüre ich in der Beschäftigung mit krisenhaften Lebenssituationen immer mehr, dass ich selbst wirksam zu einer Verbesserung meiner Lage fähig bin. Das wiederum stärkt meinen Selbstwert. Ich muss nicht länger auf bessere Zeiten warten oder darauf hoffen, dass andere Menschen sich ändern, sondern kann sofort selbst meine missliche Lage in eine andere Richtung lenken. Ich bin dem Schicksal nicht länger machtlos ausgeliefert, sondern habe für mich ganz persönliche Entscheidungsbefugnis, etwas an meinen Gedanken, Einschätzungen und Gefühlen zu verändern. Ein sehr machtvolles Instrument!

Soziale Kompetenz und Netzwerkpflege

Gemeinsam statt einsam.

Soziale Kompetenz meint die Fähigkeit, anderen Menschen einfühlsam, achtsam und konstruktiv zu begegnen. Diese Fähigkeit ergibt sich daraus, wie ich mit mir selbst umgehe. Deshalb ist es so wichtig, sich selbst zu achten, sich selbst ernst zu nehmen und einen wohlwollenden und liebevollen Umgang mit sich selbst zu pflegen. Achtung: Das ist keinesfalls zu verwechseln mit Egoismus!

Im Gegensatz dazu handelt es sich hier um Selbstfürsorge. Jemand, der sich selbst schätzt, dem wird es viel leichter fallen, auch anderen Wert und Würde beizumessen. Denn dieser Mensch verfügt über ein großes Herz, in dessen Umgebung sich auch andere wohlfühlen. Er wird gute Freunde haben und auch in der Familie Rückhalt finden. In Krisenzeiten sind solche Kontakte von unschätzbarem Wert. Als Menschen sind wir soziale Wesen und wir brauchen soziale Kontakte, die nicht nach dem Nutzen fragen, sondern sich einfach von Herz zu Herz verbinden.

Zielgerichtete Zukunftsplanung

So sind resiliente Menschen in der Lage, ihre Situation anzunehmen, darin ihre Lernaufgabe zu sehen und somit den Sinn für das eigene Leben zu erkennen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Aufgrund ihrer Selbstwirksamkeit verfügen sie über die innere Kraft Lösungswege zu erkennen und über die Entscheidungskraft Veränderungen einzuleiten. Sie hadern nicht mit der Vergangenheit, an der sie sowieso nichts mehr ändern können, sondern orientieren sich an den Möglichkeiten für die Zukunft. Dies verleiht ihnen einen wirkmächtigen Grundoptimismus. Sie fühlen sich mit sich selbst und mit anderen Menschen verbunden und haben ein stützendes Netzwerk, welches sie wiederum in Krisen unterstützt. Statt zu verzagen, zu verhärten oder gar zu zerbrechen, verfügen sie über eine immer weiter wachsende innere Widerstandskraft, über Resilienz.

„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn darin gedenke ich zu leben.“ (Albert Einstein)

Resilienz zu steigern ist immer möglich. Es lohnt sich also, an den genannten Kriterien zu arbeiten. Je nach Ausgangssituation können Menschen den Eindruck haben, das übersteigert ihre Fähigkeiten. Auch hier gibt es einen Weg: etwa ein Training bei einem Coach, eine Beratung o.ä.

Hilfe in Anspruch zu nehmen ist bereits ein Zeichen innerer Stärke und Entscheidungskraft.

Das Schlusswort geht an Sean Sean Connery:

„Nichts ist hilfreicher als eine Herausforderung, um das Beste in einem Menschen hervorzubringen.“

Ich begleite dich gern im Einzelkontakt oder vielleicht kommt auch einer meiner Kursangebote infrage.

Bildquellen:
Löwenzahn durchbricht den Asphalt: Ferdinand Ohms, pixelio.de,
Wegweiser: Martin Jäger, pixelio.de,
Herzen: angieconscious, pixelio.de